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Als Betreuungspatin erlebt...

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Wenn man einen entsprechenden Vertrag unterschreibt und monatlich 10 € von seinem Konto abbuchen läßt, kann man im Tierheim Leipzig "Betreuungspate" für einen bestimmten Hund werden und diesen dann auch ausführen.

(Im Gegensatz zu sonstigen Gassigehern, die zuvor einen 3-tägigen tierheiminternen und kostenpflichtigen Kurs absolvieren und zahlendes Vereinsmitglied werden müssen...)

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Hier berichtet eine junge Frau von ihren Erlebnissen als Betreuungspatin:

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"2017 verstarb ein Nachbar von mir. Sein Hund kam ins Tierheim Leipzig. Da ich mit beiden über 4 Jahre eng befreundet war, bemühte ich mich um eine Betreuungspatenschaft für den Hund. Dies war ein längerer Kampf und mit viel Streß verbunden.


Endlich hatte ich es geschafft. Ca. 4 Monate lang ging ich regelmäßig in das TH - meist die kompletten zwei Stunden von 15 bis 17 Uhr und bekam in dieser Zeit viel Einblick in den TH-Alltag.


Viele Hunde zeigten massive Streßsymptome. Sie sprangen wie verrückt von Wand zu Wand oder kreiselten und versuchten, ihren eigenen Schwanz zu fangen. Dies taten sie nicht nur kurz, wenn z.B. mal jemand vor ihrem Zwinger erschien, sondern sehr lang anhalten und immer wieder.
Andere lagen apathisch nur auf einer Stelle, wirkten traurig und hoffnungslos.


Im Hochsommer beobachtete ich, dass Hunde in die kleinen Außenbuchten gesperrt wurden ohne Zugang zu Trinkwasser oder die Möglichkeit, in ihren Innenzwinger zu wechseln. Dort waren sie oft der Sonne ungeschützt ausgesetzt.


In vielen Zwingern lagen mehrere Kothaufen - auch ältere, eingetrocknete - und es stank schlimm.


Viele Hunde hatten keine Decken. In etlichen Zwingern war nicht einmal ein Korb oder eine Schale vorhanden, sondern die Tiere mussten auf den blanken Fliesen liegen.
Obwohl die TierpflegerInnen sehr viel Arbeit haben, beobachtete ich immer wieder, wie sie lange Zeit miteinander schwatzten und nichts taten...


Viele Hunde waren nur in ihre kleinen Einzelzwinger eingesperrt. Es gab keinerlei Beschäftigung für sie - höchstens mal eine Kauwurzel.
Im Gegenteil: Ein Hunde, der schlimm kreiselnd immer wieder versuchte, seinen Schwanz zu erhaschen, wurde schlimm angeschnauzt.


Einige Zwinger (Quarantäne oder auffällige Hunde) waren zusätzlich total abgehangen. D.h., diese Tiere konnten nicht einmal sehen, wenn jemand im Gang vorbei läuft, sahen nur ihren Zwinger.


Die Hunde, die in den Auslauf durften, waren dort meist allein und maximal 20 Minuten. Dann wurden sie von den Pflegern wortlos und kühl wieder abgeholt. Mit den Tieren wurden nicht gesprochen.


Ab 15 Uhr war häufig gar kein Hund mehr draußen, obwohl die Tiere dann ohnehin bis zum nächsten Morgen allein in ihren Zwingern sitzen.


An einem Tag lief ich weinend aus dem Tierheim, weil der Streß und die Verzweiflung der Tiere für mich nicht mehr zu ertragen waren.


Besonders die inzwischen alt und krank gewordenen Hunde taten mir so leid. Sie waren oft als junge Hunde in TH gekommen und nie vermittelt wurden trotz z.T. zahlreicher Interessenten. Meiner Meinung nach ist solche Praxis verantwortlungslos, denn nun als alte und kranke Tiere haben sie kaum noch eine Chance. Dabei sind alle so dankbar für jede kleine Zuwendung.


In einem Quarantänezwinger saß ein ältererer Schäferhund. Eine Tierpflegerin berichtete, dass er zwar  längere Zeit Medikamente brauche, aber nach der Quarantänezeit vermittelt werden könne. Zu diesem Zeitpunkt erschien auch ein Bericht in der Bildzeitung über die steigenden Tierarztkosten im Tierheim Leipzig. Dort war ein Foto dieses Schäferhunds zu sehen. Plötzlich war dieser Hund aus der Quarantäne verschwunden und keiner konnte mir Auskunft zu seinem Verbleib geben. Ein Tierpfleger sagte mir auch Nachfrage, er wisse es auch nicht, glaube aber nicht, dass er eingeschläfert wurde.


Meinen Betreuungshund traf ich oft in pitschnassem Zwinger an. Decken bekam er ohnehin nicht, hatte aber längere Zeit auch nicht einmal ein Bett oder eine Schale in seinem Zwinger stehen. Sein Halter hatte mir früher berichtet, dass er Hüftbeschwerden hat. Darum war ich sehr besorgt, wenn ich ihn dort auf den nassen Fliesen liegend vorfand.


Als Begründung wurde mir stets gesagt, dass er viel pinkeln würde und der Zwinger darum soeben gewischt worden war. Nur war es eben so, dass ich ihn über längere Zeit fast ständig im pitschnassen Zwinger vorfand...


Seit November 2017 ist mein Betreuungshund nicht mehr im Tierheim Leipzig. (Näheres habe ich leider nicht erfahren können...) - Da mir - wie gesagt - gerade die älteren Hunde ans Herz gewachsen waren, bemühte ich mich darum, eine neue Patenschaft für einen von ihnen abzuschließen. Mir wurde gesagt, ich müsse mich dafür an den Geschäftsführer, Herrn Sp., wenden. Dies tat ich.


Als ich keine Antwort bekam, fuhr ich erneut ins Tierheim und fragte nach.

Die Antwort des Personals lautete: "Im Moment gibt es keinen Hund, der einen Betreuungspaten braucht. Fragen Sie doch im Frühjahr wieder nach!"

 

Warum wurde ich als erfahrene Ausführerin weggeschickt, obwohl so viele Hunde in ihren Zwingern vergeblich auf Gassigeher und Zuwendung warten? "

 

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