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Meine persönliche Erfahrung mit dem Tierheim Leipzig
 

"Ich absolvierte eine Einstiegsqualifizierung im Tierheim Leipzig über die Arbeitsagentur.
 

... In der Anfangszeit durfte ich mit keinem Hund Gassi gehen, da ich den Hundeführerschein noch nicht absolviert hatte. Diesen konnte ich dann im April machen.

 

Damals waren noch vereinzelt Ehrenamtliche vor Ort, doch ich hatte manchmal das Gefühl, dass diese als lästig empfungen wurden... Ich habe es damals schon nicht verstanden, warum man die Ehrenamtlichen nicht schätzt und "pflegt".


Damals war es so, dass diese auch vormittags vorbei kommen durften, aber da sie während der Putzzeit am Vormittag als störend beschrieben wurden, änderte Herr S. die Zeiten auf 15 bis 17 Uhr (wo ich noch nicht mal bei der Frühschicht hätte zum TH fahren können so wie viele andere auch.) Nach dieser Änderung kamen immer weniger, um mit den Hunden raus zu gehen!

 

Die Hunde wurden am Tag - wenn es gut war - 3 x für 10 bis 15 min. in den Auslauf gelassen, an Tagen mit wenig Personal nur 1 x.
Die Tierpfleger an sich waren selten bis gar nicht mit den Hunden draußen. Diese wurden nicht beschäftigt.

 

Auch beim Füttern führte ich so einige Diskussionen.

Beispiel: Sehr schlanker Dobermann bekam einen Becher Trockenfutter 2 x täglich. Aber da er solchen Stress hatte im TH brauchte er mehr Futter, da Stress = Energieverbrauch bedeutet. Doch mir wollte niemand zuhören, also habe ich ihm noch extra 1/2 Becher mehr gegeben.
Das war nicht der einzige Hund, der zu wenig Nahrung bekommen hat. Dies war wahrscheinlich auch der Grund, dass jeder dritte Hund im Auslauf den Kot der anderen aufgenommen hat, wie ich selbst oft genug beobachtete.

 

Ein Dauerthema waren zu enge Halsbänder.

Bei jedem zweiten Hund lockerte ich ständig das Halsband, da es viel zu eng gestellt war.

 

Fall von Tierquälerei:
Rüde Marek hatte Frau F.  gebissen, als sie sich nach einem Leckerlie bückte ...
Konsequenz für den Hund:
Er wurde auf die linke Seite der Quarantäne-Station gestellt, die Fenster für Besucher verdunkelt und dem Hund wurde ein Drahtmaulkorb aufgesetzt, den er 24 h - 8 Tage auf der Nase hatte, auch beim Fressen.
Er wurde höchstens in den kleinen Auslauf, der dazugehörigen Bucht ausgeschiebert,

aber dabei hat niemand gesehen, dass sich der Maulkorb unter den Augen reingefressen hat! 

In seinen Augen sah ich Leid und Schmerz, Hilfeschreie und dass er sich aufgegeben hat.


Am letzten Tag setzte ich mich länger vor seine Bucht und schaute ihn an, dabei fiel mir der Maulkorb auf, der sich noch nicht mal mehr bewegte! Ich sagte einer ausgelernten Tierpflegerin Bescheid, diese meinte, ich solle weggehen. "Der wird dann eh abgeholt!"


Ich war entsetzt, mir liefen die Tränen über die Wangen und in dem Moment kam sie wieder und fügte hinzu: "Kein einziges Wort zu irgend einem anderen!"
Noch an diesem Tag war Marek weg! Man erzählte, dass er zum Hundetrainer Thomas Baumann gebracht wurde, aber dafür war das TH-Auto eigentlich zu zeitig wieder zurück.

Das ist das erste Mal, dass ich darüber schreibe/ erzähle, da mir genau da bewusst wurde, dass ich dort keine Ausbildung absolvieren möchte.

 

Weiterer Fall von Tierquälerei:
Es waren sehr heiße Tage, wenig Personal und es kam ein Yorki rein, eingezogen vom Veterinäramt.
Der Kleine war von Kopf bis Fuss voller Exkremente und das schon länger, Wochen - sogar Monate. Mir kribbelten schon am ersten Tag die Finger, diesem Kerl zu helfen, aber es wurde gesagt, dass wir das vom Veterinäramt aus noch nicht machen dürfen, zur Beweissicherung!? --- Zu dieser Zeit gab es ja wohl schon Kameras...


Am zweiten Tag fragten wir wieder nach, ob wir den Hund nun endlich duschen dürften:

"Nein! Und wenn der noch einen Tag so bleibt, wird ihn das schon nicht stören, auf den einen Tag kommt es dann auch nicht mehr an!"

Wir schauten uns an und sagten gleichzeitig: Wir machen das jetzt einfach!
Also zogen wir uns Schutzkleidung an und holten den Spatz einfach aus der Quarantäne. Wir brauchten 1 1/2 Stunden, um diesen Hund wieder zum Hund zu machen und stellten ihn danach wieder in seine Bucht mit der Gefahr, ordentlich Ärger zu kassieren, aber keinem fiel es auf oder erwähnte es je wieder.

 

Ben

Desweiteren möchte ich von Ben erzählen, der jahrelang im Tierheim war und als "gefährlich" galt. Er stand im Haus 2, wenn man rein kommt linker Gang - gleich die erste rechte Bucht.
Ich empfand ihn als freundlich, aber näher durfte ich nicht an ihn ran. Sah ihn aber ein paar mal mit einem Ehrenamtlichen Gassigehen. Er gefiel mir und er brachte mich immer zum Schmunzeln.
Als ich aber im Frühjahr als Besucher ins TH kam, war er weg. Ich fragte eine Tierpflegerin, was aus ihm geworden ist:
"Der ist im Himmel!" Was hatte er denn? "Nüscht", da war mir so einiges klar. Hilflosigkeit machte sich bei mir breit, da es nun schon der 2. Hund war, der gegen das Tierschutzgesetz euthanasiert wurde.

 

Romeo

Schäferhund Romeo stand ebenfalls im Haus 2 auf der rechten Seite... 

Bei ihm musste man abends immer daran denken, den Napf wieder raus zu nehmen, ansonsten hätte er die ganze Nacht damit gespielt.
Der Rüde hatte scheinbar Probleme mit seiner Hüfte (welcher Schäferhund nicht). Ich habe nicht mitbekommen, dass er Schmerzmedikamente bekam, aber das war der Grund, dass er tot vom TA-Besuch zurück kam. Etwa eine Woche später musste ich ihn aus der Kühltruhe zusammen mit einer Kollegin rausholen.


Die Karre auf der er drauf lag, zog ich.

Auf dem halben Weg nach draußen ging die Tüte am Kopf des Tieres auf --- es war Romeo. Ich habe meine Tränen nicht inne halten können und der Mann von der TKB meinte zu mir: "Na, so ist mir hier ja noch nie jemand entgegen gekommen!" Ob es TÄ notwendig war, weiß ich nicht.
Weitere Euthas, die nicht hätten sein dürfen, habe ich nur durch Erzählungen mitbekommen.

 

Hygiene im Tierheim
Vormittags wurde alles geputzt (außer die kleinen Ausläufe an den Buchten, dafür war nicht jeden Tag Zeit). Die Wassernäpfe wurden nie abgeschwaschen, sondern nur mal kurz beim Ausspritzen mit der Hand ausgewischt.
Die Kothaufen bei den Hunden in den Buchten wurden einmalig bei einer Runde weggemacht. Sobald der Hund wieder gekotet oder uriniert hatte, blieb es so und die meisten Hunde schmierten es mit den Pfoten durch die gesamte Bucht.

Decken wurden für die Hunde abgelehnt mit der Begründung: zu viel Wäsche, unhygienisch und sie könnten diese fressen ... inzwischen soll es wohl anders sein.
Der Gang bzw. die Gänge sollten am Besten immer glänzen, damit es sauber aussieht für die Besucher und Interessenten.

 

Nun komme ich zu einem THema, das in jedem TH funktionieren sollte:

Vermittlung und Umgang mit den Interessenten
Besucherzeit = nervige Zeit
Einstellung der Tierpfleger = "Ich habe keinen Bock, mich mit den Leuten zu unterhalten.

2 Karteien und Infos zu den Hunden = Diese waren meist kopiert und auch nicht zutreffen bzw. nicht dem Charakter des jeweiligen Hundes angepasst.

 

Bei Fragen der Interessenten = "Ich habe keine Zeit, warten Sie bitte!" - also warteten sie und keiner kümmerte sich um die Fragen der Interessenten...
Hartnäckigen Besuchern wurde dann frei Schnauze erzählt, dass der Hund beißen würde. Tierpflegerin "H." benutzte des öfteren diesen Satz.
Es wurden Hunde schlecht geredet, obwohl sie es nicht waren.
Wenn das Wort "egal" fiel, suchte man andere Gründe:
- Sie gehen 8 h arbeiten? - So lange kann kein Hund allein bleiben.
- Was, Sie beziehen Hartz 4? - Dann können Sie sich den Hund doch gar nicht leisten.
- Was, Sie wohnen in der 3. Etage? - dann bekommen Sie von uns keinen Hund.
- Der Hund soll während der ARbeitszeit in einen Zwinger auf dem Grundstück? - Sie bekommen keinen Hund.


Ich könnte ein Buch darüber schreiben! Der Eindruck, dass man überhaupt nicht vermitteln möchte, bestärkte sich von Woche zu Woche. Vermittlungen erfolgten oft erst nach einer längeren Zeit, wenn Interessenten einen langen Atem hatten."
 

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