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Für meinen Lebensgefährten wäre es der erste Hund gewesen, ich hatte zuvor schon eine Boxerhündin und einen Staffi-Rüden.

Bei unserem ersten Besuch kamen wir überhaupt nicht in das Tierheim, da man uns bereits am Empfang abwies, da es eine halbe Stunde vor Ende der Öffnungszeiten war und sich ein Besuch „nicht mehr lohne“, im Übrigen wolle man schon anfangen, die Hunde zu füttern.

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Da es Wochenende war, wollten wir es direkt am nächsten Tag noch einmal versuchen und waren daher pünktlich zu Beginn der Öffnungszeit vor Ort. Uns wurde gesagt, wir sollen uns zunächst umschauen und

wenn wir etwas Passendes gefunden hätten, sollten wir zum Empfang kommen, wo man uns etwas zu dem entsprechenden Hund sagen würde.

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Vor Ort sind uns dann spontan zwei Hunde ins Auge gefallen.

Es handelte sich hierbei um einen ca. 1 ½ jährigen Pitbullrüden (Cooper) und eine ca. 8 jährige Staffi-Hündin (Alexis). Mit beiden hatten wir schon an ihrem Außenzwinger geschmust und wir waren uns einig, dass es einer der beiden sein sollte.

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Wir gingen also vor zum Empfang und fragten die Mitarbeiterin, ob wir uns die beiden vielleicht einmal näher ansehen dürften und ob wir noch ein bisschen mit dem einen oder anderen spazieren gehen dürften.

Die Mitarbeiterin sagte uns, dass dies heute nicht möglich sei, wir sollten ein anderes Mal wiederkommen, obwohl das Tierheim noch einige Zeit geöffnet war.

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Am nächsten Besuchstag (Mittwoch) erschienen wir also, trotz knapp 70 km Anfahrt, wieder zu den Öffnungszeiten und baten erneut darum, mit Alexis und / oder Cooper Gassi gehen zu dürfen. Nach einer schier endlos erscheinenden Diskussion wurde uns gestattet, noch 10 Minuten mit Cooper spazieren zu gehen.

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Auf dem Weg zum Zwinger wurde uns mehrfach die Frage gestellt, ob und warum wir uns das antun wollen, der Hund sei „unmöglich“. Im Tierheim gehe auch niemand mit ihm spazieren, da er wie verrückt an der Leine ziehe und er sich bereits beim Spaziergang von der Leine gerissen hätte. Außerdem sei er völlig unverträglich mit anderen Hunden.

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Wir wollten es dennoch gern versuchen und mussten draußen feststellen, dass die Beschreibung, die man uns gegeben hatte, offensichtlich zu einem völlig anderen Hund gehörte. Natürlich zog Cooper die ersten Meter fürchterlich an der Leine, schließlich ist es ein 1 ½ jähriger, 40 Kilo schwerer Rüde, der offensichtlich ausgesprochen selten nach draußen darf, aber bereits nach einigen Minuten und nachdem er festgestellt hatte, dass wir einfach stehen bleiben, wenn er zieht, lief er brav an durchhängender Leine neben uns her. Wir fanden es sehr schade, dass wir ihn bereits nach 10 Minuten zurückbringen mussten. Zum Abschied sagten wir, dass wir bald zurückkommen würden.

 

Zwei Tage später kam mein Freund allein ins Tierheim, um mit Cooper Gassi zu gehen und durfte ihn eine Stunde mit nach draußen nehmen, am darauffolgenden Tag waren wir wieder beide da.

Alle Besuche wurden begleitet von der ungläubigen Frage, warum wir uns einen solchen Hund antun wollen, er sei „fürchterlich“. Das können wir überhaupt nicht unterschreiben! Vielmehr haben wir einige sehr schöne Fotos mit ihm beim Spielen und Kuscheln gemacht.

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Bei jedem dieser Besuche waren wir immer auch bei Alexis, manchmal war sie auch in ihrem Außenzwinger und wir konnten etwas mit ihr schmusen. Bereits bei dem zweiten Besuch hat sie uns wiedererkannt und wedelte freudig mit der Rute und spielte mit ihren (leider verstümmelten) Ohren.

Bei jedem Besuch fragten wir ebenfalls, ob wir Alexis einmal mit nach draußen nehmen durften. Und jedes Mal fiel der Mitarbeiterin etwas anderes ein, warum dies heute nicht möglich sei.

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Bei unserem nächsten Besuch sagte man uns, dass wir heute mit keinem Hund nach draußen dürften, da sehr viel Andrang sei und das heute überhaupt nicht passte. Trotz dass wir angekündigt hatten, dass wir kommen würden und der knappen dreiviertel Stunde Anfahrt, hatte uns niemand abgesagt, obwohl wir unsere Telefonnummern hinterlassen hatten.

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Stattdessen fragte man uns, wo Cooper überhaupt hinkommen würde. Wir erzählten, dass wir eine ebenerdige Wohnung in der Nähe eines Parks haben. Daraufhin sagte man uns, dass man Cooper in eine Wohnungshaltung überhaupt nicht vermitteln würde. Das könnten wir uns (wörtlich) „aus dem Kopf schlagen“.

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Zu Alexis wurde uns gesagt, dass wir keinen Sachkundenachweis hätten und wir deshalb auch nicht mit ihr Gassi gehen dürfen.

Am nächsten Tag rief ich dennoch im Tierheim an und fragte, ob es nicht eine Möglichkeit gebe, wie wir sie doch zumindest kennenlernen könnten. Ggf. könnte man ja innerhalb des Tierheims ein bisschen mit ihr spielen oder eine Mitarbeiterin begleitet uns beim Spaziergang. Ich habe auch angeboten, dass wir auch außerhalb der Öffnungszeiten kommen würden, wenn die Mitarbeiter mit ihr spazieren gehen, dann würden wir uns einfach anschließen.

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Die erste Mitarbeiterin war sehr freundlich und sagte, dass sich das sicher einrichten ließe. Sie sei jetzt aber nicht im Büro und könne nicht auf den Dienstplan schauen. Ich solle in einer halben Stunde noch einmal anrufen, was ich tat. Die Mitarbeiterin, die ich dann am Telefon hatte, fragte mich hingegen, was ich denn für Vorstellungen hätte, dass eine Mitarbeiterin abgestellt würde, die mit uns spazieren geht, dafür hätten die Angestellten keine Zeit, auch sei es nicht möglich, dass wir uns beim Spaziergang anschließen, da man das ohnehin nicht so genau planen könne. Im Übrigen sei das Tierheimgelände nicht zum Spielen da. Außerdem dürfe ohne Sachkundenachweis überhaupt niemand an den Hund. Auf meinen Einwand, dass wir diesen natürlich vor einer Vermittlung machen würden, allerdings müssten wir doch im Vorfeld zumindest wissen, ob der Hund für uns überhaupt in Frage kommt, meinte sie lediglich, sie diskutiere das mit mir nicht.

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Schweren Herzens suchten wir dann woanders weiter und haben eine wunderschöne kleine Staffi-Hündin gefunden, mit der wir mittlerweile sehr glücklich sind.

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Trotzdem war ich im Mai 2016 nochmal mit einer Bekannten im Tierheim Leipzig, die einen Hund suchte, auch um festzustellen, ob die beiden Hunde zwischenzeitlich vermittelt werden konnten. Zu meinem Entsetzen waren nicht nur beide Hunde noch im Tierheim, sondern Alexis sah mittlerweile auch sehr abgemagert aus. Dennoch hat sie mich sofort erkannt und hat wieder mit der Rute gewedelt und hat am Gitter gekratzt, als sie mich sah. Ich war sehr traurig als ich sie so gesehen habe und beschloss, den Sachkundenachweis einfach auf Verdacht zu machen, um ihr vielleicht doch noch zu ermöglichen, auf ihre alten Tage ein schönes Zuhause zu finden.

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Den Sachkundenachweis habe ich dann Anfang Juli problemlos bestanden und wir machten uns erneut auf zum Tierheim nach Leipzig. Die Dame am Empfang erkannte uns ebenfalls sofort, grinste süffisant und meinte, sie habe mir doch gesagt, ich würde einen Sachkundenachweis benötigen, sonst könne sie nichts für mich tun. Als ich ihr das Dokument über den Tresen reichte, entglitten ihr sprichwörtlich die Gesichtszüge und sie begann zu stammeln, dass es Alexis auch heute überhaupt nicht gut gehe und dass wir heute ohnehin nicht zu ihr könnten. Sie meinte auch, dass diese Bescheinigung auch nicht die Gewähr dafür biete, dass man mit Hunden umgehen könne.

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Als mein Lebensgefährte meinte, wir hätten ja schon einen Staffi und mit der ginge es ja auch, war die Dame plötzlich wieder sehr freundlich und sagte, dann habe sich das ja schon erledigt. Alexis sei völlig unverträglich mit anderen Hunden und daher käme eine Vermittlung ohnehin nicht in Betracht. Ich habe ihr angeboten, dass wir notfalls auch die nächsten drei Monate aller zwei Tage mit unserer Hündin vorbeikämen um die beiden langsam aneinander zu gewöhnen.

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Die Dame sagte, das können wir uns schenken, wir würden Alexis nicht bekommen. Und abschließend sagte sie noch einen Satz, der mich gänzlich an jeglicher Kompetenz der dort angestellten Mitarbeiter zweifeln lässt:

„Kampfhunde sind genetisch dafür prädispositioniert, sich nicht mit anderen Hunden zu verstehen“. Von dieser Aussage war ich so geplättet, dass mir tatsächlich nichts mehr einfiel.

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Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, uns ist völlig klar, dass das Ergebnis auch nach wochenlangen Gewöhnungsversuchen sein kann, dass sich die beiden Hunde nicht vertragen und wir deshalb von einer Adoption Abstand nehmen müssten, da an der Stelle das Wohl unserer Hündin vorgeht.

Doch verstehe ich nicht, weshalb nicht zumindest der Versuch einer Vermittlung unternommen wird.

Auch wären wir an jeder Stelle einsichtig gewesen, an der man uns einen sachlichen Grund genannt hätte, weshalb wir als Halter ungeeignet gewesen wären. Dies war jedoch nie der Fall.

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Wir sind beide selbständig mit eine...firma und einer ...kanzlei und können uns unsere Arbeitszeiten weitgehend frei einteilen, unser Hund ist immer mit uns im Büro und muss nahezu niemals allein bleiben. Wir wohnen ebenerdig und darüber hinaus gehört mir ein ca. 2000 qm großes, eingezäuntes Grundstück, auf dem wir nur einfach nicht wohnen. Desweiteren sind wir beide Mitglieder des GEV im DRV und der Rettungshundestaffel .... Wir sind finanziell abgesichert und zeitlich in der Lage, unseren Hund ausreichend auszulasten. Es erschließt sich uns daher sachlich nicht, weshalb wir seitens des Tierheimes als ungeeignet zur Adoption eines Hundes angesehen werden.

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Falls Sie sich fragen, was der Anlass des Schreibens war… Bei Alexis handelt es sich um genau den Hund mit dem Herr Sch. für das Bild in der Tierheimzeitung posiert hat. Nachdem er diese zauberhafte Hündin offenbar kurz kennenlernen durfte, hoffe ich, dass er einmal bei der Tierheimleitung nachfragt, weshalb sie seit nunmehr vier Jahren in diesem Tierheim sitzen muss, obwohl es geeignete Bewerber gibt, die sich freuen würden, sie aufnehmen zu dürfen.

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Sollte es geeignetere Bewerber geben, sind wir die letzten, die sich einer Vermittlung an jemand anderen in den Weg stellen würden. Aber ich bitte Sie, sich dafür einzusetzen, dass das arme alte Mädchen ihr Leben nicht in diesem kahlen Zwinger beschließen muss.

 

Mit freundlichen Grüßen

NN"

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